Sabine Steinhage
Sabine Steinhage

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Osterei mit Hase Ich wünsche euch allen ein frohes Osterfest!

Hallo,

in der Geschichte zum Frühlingsanfang geht es natürlich um den Osterhasen. Bevor dieser Ostereier bemalen kann, muss er dies in der Hasenschule erst lernen. Doch nicht nur das Bemalen der Eier muss geübt werden, er muss auch schlau sein und sich vor Gefahren nicht fürchten, um diese verstecken zu können.

 

Das Osterhasenexamen

Gut versteckt, dort wo der Weg im Wald für Menschen nicht mehr sichtbar ist, leben die Osterhasen. Niemand hat sie je gesehen und doch wissen wir alle, dass es sie gibt. Angsthasen existieren ebenfalls, auch wenn es niemand sein will, weder Mensch noch Hase.

Jedes Jahr im Frühling findet in der Hasenschule eine Abschlussprüfung statt. Dieses Examen entscheidet darüber, ob ein junger Hase Eier bemalen und danach verstecken darf. Wer die Prüfung nicht besteht, darf sich nicht Osterhase nennen. Für ihn bleiben als sogenannter Angsthase nur die ungeliebten Aufgaben im Dorf übrig.


   Meilo und seine Freunde machten sich deshalb viele Gedanken darüber, ob sie bestehen würden. Sie hockten am Waldrand und warteten darauf, dass sie von einem Lehrer abgeholt wurden.
»Warum müssen wir eigentlich alleine zur Prüfung antreten?«, stöhnte Tuffi hinter hochgehaltenen Pfoten. Er war so aufgeregt, dass er bereits mehrere Butterblumen in sein Mäulchen geschoben hatte.
Er war der nächste, der von Lehrer Lampe zum geheimen Prüfungsort geführt werden sollte.
Alina, das Hasenmädchen mit den langen Wimpern, wirkte im Gegensatz zu Tuffi unglaublich gelassen. Sie erhob sich auf ihre Hinterpfoten. »Deine Ostereier versteckst du später doch auch alleine«
 »Tuffi ist ein Angsthase!«, kicherte Olli im Hintergrund und zog seine Schnauzhaare gehässig nach oben. Seine Eltern waren berühmt für ihre bunten Muster, die sie auf ihre Ostereier malen konnten. Deshalb war er der Meinung, er wäre ebenfalls ein toller Künstler. Doch in Wirklichkeit kleckste er nur unsauber herum und verteilte Farbspritzer auf die umliegenden Grashalme.
 »Ach, halt deine Schnauze!« Alinas Barthaare zuckten. Sie war also doch nervös.
 »Ich bin kein Angsthase!« Tuffi stampfte energisch auf den Boden.
 »Natürlich nicht!« Meilo stand seinem Freund bei und trommelte ebenfalls drohend mit seinen Hinterläufen. Wenn Olli Ärger machte, würde er die Kraft dieser Pfoten zu spüren bekommen.
 »Wenn jemand durchfällt, dann dieser Versager hier!«
RUMMS !!!
Meilo stand bereits wieder auf allen vier Pfoten, als noch immer weiße Bauchhaare von Olli durch die Luft segelten. Dieser rappelte sich wütend auf und keuchte: »Gleich bist du Hasengulasch!«
In dem Moment sprang ein großer Hase aus dem seitlichen Dickicht.  »Was ist denn hier los!«, polterte Lehrer Lampe. 
Seine Schüler ließen ihre langen Hasenohren, hängen. Auch wenn sie untereinander Streit hatten, würden sie niemals petzen.
Hinter Lehrer Lampe hüpfte ein anderer Junghase auf die Lichtung. Stolz trug er ein Gänseblümchen mit einem roten Klecks Farbe in seiner Schnauze.
 »Isch schasche scheschanden «, nuschelte er glücklich. Dann spuckte er die Blume aus und wiederholte: »Ich habe bestanden!«
 »Mal sehen, ob diese Raufbolde hier auch bestehen!« Lehrer Lampe deutete auf Meilo. »Du bist als Nächster dran!«
Tuffi hob eine Vorderpfote. »Entschuldigung, aber ich bin vor Meilo an der Reihe!«, protestierte er.
 »Nein, jetzt kann Meilo zeigen, ob er das Zeug zu einem echten Osterhasen hat oder nur zu Hahnenkämpfen bereit ist. - Entweder Ostereier bemalen oder Eier im Hühnerstall organisieren!« Sein Blick durchbohrte dabei aber Olli, der sich scheinbar nur um seine Fellpflege kümmerte und seinen Bauch putzte.
Alina nickte Meilo aufmunternd zu. »Das schaffst du!«
Lehrer Lampe schob ihn zum Waldrand und durch die dort kräftig gewachsenen Brombeerranken. Meilo atmete auf, er kannte diesen Ort. Es war der Garten von Oma Mielke. Hier blühten bereits lecker duftende Stiefmütterchen, Tulpen und Narzissen. Selbst die Wiese, welche die Menschen Rasen nannten, war bereits hoch gewachsen. Er war schon öfter hier gewesen, doch nie alleine.
 »Hör gut zu«, Lehrer Lampe sah Meilo streng an. »Ich pflücke jetzt ein frisches Gänseblümchen ab und verstecke es an einer Stelle im Garten, die sich auch für ein Osterei eignen würde. Du musst diese Blume finden und hierher zurückbringen, bevor die Blütenblätter welken.«
 »Oh, das kann ich!«, erklärte Meilo erleichtert.
 »Hm,« brummte Lehrer Lampe. »Ich tupfe einen Klecks roter Farbe in die Mitte, damit du nicht schummeln kannst und eine andere Blüte zurückbringst.- Oma Mielke hat heute Besuch. Es halten sich also mehr Menschen als üblich im Haus oder Garten auf.«
Das hörte sich jetzt nicht mehr so einfach an.
 »Du musst deine Scheu vor den Menschen ablegen, darfst dich aber nicht in Gefahr bringen. Am besten ist es also, wenn sie dich nicht sehen. Hast du das verstanden?«
Meilo nickte.
Lehrer Lampe blickte sich kurz um und hüpfte zu einer kleinen weißen Blüte, die im Gras leuchtete. Mit dem Gänseblümchen im Maul hüpfte er davon
 »Bist du schon einmal in diesem Garten gewesen?« Neben Meilo raschelte es und der alte Schulleiter Meister Klappohr setzte sich neben ihn. »Ich bin die Prüfungsaufsicht«, erklärte der grauhaarige Hase. Er steckte einen Pinsel mit der roten Farbe in den Boden. Meilo hatte ihn bis jetzt nicht bemerkt. Er nahm sich vor, in Zukunft besser auf seine Umgebung zu achten.
»Ich bin bereits bis zum großen Blumenbeet gehoppelt«, erklärte er. 
»Das ist gut! In der Nähe von dem Beet steht nämlich ein alter Holzschuppen. Lehrer Lampe versteckt die Prüfungsblumen immer gerne in dem großen Blumentopf, der dort steht.«
Meilo blickte Meister Klappohr erstaunt an. »Wieso verraten Sie mir das?«
 »Ich sage das jedem Prüfling! Es geht nicht darum, die Blume zu finden, sondern sie zurückzubringen. Es lauern viele Gefahren auf einen jungen Hasen, wenn er alleine unterwegs ist.«
Schneller als gedacht, kehrte Lehrer Lampe zurück und schickte ihn sofort mit einem »Viel Glück« auf den Weg.
 »Sei vorsichtig!«, mahnte Meister Klappohr, dann stürmte Meilo auch schon im Zick-Zack-Kurs los.
Er war ein warmer Frühlingsmorgen und der Tau auf den Blättern bereits abgetrocknet. Das Gänseblümchen würde rasch welken. Andererseits war dies eine Prüfung, wo er zeigen musste, dass er schnell war. Im hinteren Gartenbereich hörte er menschliche Stimmen. Er duckte sich tief auf den Boden, wie er es gelernt hatte. Sein Fell verschmolz mit der Umgebung. Vorsichtig hob er den Kopf und lugte über das grüne Meer der Grashalme. Sie boten eine gute Deckung. 
Vor ihm bewegte sich kein Mensch, also konnte er beruhigt weiter hoppeln. Beim Holzschuppen wirkte der Boden jedoch ungewöhnlich steinig und gleichmäßig. Hier konnte er sich nicht mehr verstecken. Dafür stiegen die Düfte von essbaren Blumen in seine Nase. 
Hm, leckere Tulpen! – Er seufzte. Jetzt nur nicht ablenken lassen!
Mit einem großen Sprung landete er direkt neben dem Kübel an der Schuppenwand. Die Düfte wurden intensiver und gelbe Tulpen nickten ihm im Wind zu. Er blinzelte und tatsächlich, zwischen den Zwiebelknollen lag das Gänseblümchen mit rotem Farbkelch. Es wirkte erschreckend schlapp. Vorsichtig stülpte Meilo seine Lippen um den zarten Stängel, als ein weiterer Geruch in seine Nase stieg.
Ein beißender Geruch, der ihn an das giftige, schillernde Wasser erinnerte, welches die Maschinen der Menschen tranken. - Und dann brüllte eine dieser Maschinen direkt in dem Schuppen los und der Boden vibrierte.
Brrrrrrrrrroahhhhhhhhh......
Vor Schreck überschlug sich Meilo und rannte einfach los. Nur weg von diesem brüllenden Monster, welches eindeutig Gefahr bedeutete. Als er den schützenden Waldrand erreichte, beruhigte sich langsam seine Atmung. Die Maschine dröhnte noch immer, als ob sie Schmerzen hätte, doch sie war nicht mehr so laut. Da hatte er wirklich Glück gehabt … oder?
Das Gänseblümchen war weg! 
Auf seiner Flucht musste er es verloren haben. Damit war er durch die Prüfung gefallen! Er hatte das Osterhasenexamen nicht bestanden! Er war der Angsthase in seiner Gruppe! Nie wieder Ostereier bemalen und verstecken! -. Er schlang seine Pfoten um die Augen.
»Meilo!« Lehrer Lampe und Magister Schlappohr liefen auf ihn zu. Dahinter hoppelten seine Freunde am Waldrand entlang. Sie würden enttäuscht von ihm sein, deshalb wollte er sie nicht sehen.
 »Meilo, was machst du denn da?« Die Stimme von Lehrer Lampe klang schrill, als er wieder losrannte.
Meilo beschleunigte seine Sprünge, ohne auf die Richtung zu achten in die er lief - zurück zum Schuppen.
 »Warte, Meilo! Meilo!« Alina und Tuffi sprinteten hinter ihm her. Aber sie durften sich nicht in Gefahr begeben, es war seine Prüfung nicht ihre.
 »Geht zurück«, rief er. »Das ist zu riskant!«
 »Ach ja? Und wieso rennst du dann weiter?«, rief Alina. Sie hatte ihn fast eingeholt.
 »Ich habe meine Blume verloren und bin somit durch die Prüfung gefallen«, gab Meilo zu, während er einen Haken schlug.
 »Lehrer Lampe hat die Prüfung doch abgebrochen!«, erklärte Tuffi schnaufend. Das Lauftempo war für ihn zu hoch.
 »Das stimmt!«, rief Alina. »Alle Examen sind für heute abgesagt worden, weil die Menschen ihren Rasen mähen!«
Meilo stoppte ruckartig und weil sie ihm dicht folgte, rannte sie mit so viel Schwung in ihn hinein, dass sich beide überschlugen.
 »Stimmt das wirklich?«, fragte Meilo vorsichtig nach, während er sich aufrappelte und neue Hoffnung schöpfte. Seine Freunde nickten.
 »Sagt mal«, Alina heftete ihren Blick zwischen ihre Pfoten. »Seit wann haben Gänseblümchen einen roten Blütenkelch? «
Meilo starrte sie an. “Du hast tatsächlich meine Blume gefunden. Die, mit dem Farbklecks in der Mitte!«
 »Prima, dann können wir ja schnell zu den Lehrern zurückkehren«, seufzte Tuffi. »Die Menschen haben uns nämlich gesehen.«
Und wirklich, in der Rasenmitte stand eine ältere Frau, die sich am Griff der Höllenmaschine festhielt. Allerdings war diese jetzt verstummt. Ein deutlich kleinerer Mensch stand neben ihr und blickte zu ihnen hinüber. »Oma, sind das Osterhasen?«, fragte er laut.
Meilo richtete sich stolz zu voller Größe auf.
 »Ja, wir sind alle Osterhasen!«
Natürlich verstanden ihn diese Menschen nicht, aber das war auch nicht nötig. Lehrer Lampe erwartete sie bereits am Waldrand.
 »Ich denke, damit habt ihr alle drei euer Examen abgelegt!«
 »Und bestanden!«, entschied Meister Schlappohr, bevor Olli protestieren konnte. Es war Zeit, Ostereier zu bemalen! 

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Kleine Einführung für alle, die bisher noch nie von dem Land Apulsa und seinen Bewohnern gehört haben:

 

Verborgen zwischen Himmel und Erde, in Zeit und Raum liegt Apulsa. Das Land, in dem die Magie seit Urzeiten tagtäglich neu geboren wird und dessen Bewohner wir in der Regel nur aus Märchen und Sagen kennen.

Zwischen Apulsa und unserer Welt gibt es geheime Portale, Durchgänge, die sorgfältig von Magiern oder Hexen überwacht werden. Das Geheimnis der Magie wird streng gehütet, ebenso wie unsere Welt vor den üblen Dingen, die daraus entstehen können, bewahrt wird.

Auch Trulla Silberhaut war vom Magischen Rat mit dieser ehrenvollen Arbeit für drei Jahre beauftragt worden. Unglücklicherweise geriet kurz vor ihrem Amtsantritt ein alter Zauber außer Kontrolle und Trulla sieht nun wie ein kleines Mädchen aus. Das allein wäre nicht schlimm, doch ihre magischen Fähigkeiten passten sich ihrer jugendlichen Erscheinung an. Die Erfahrung und Übung der letzten hundert Jahre waren wie ausgelöscht.

Trulla wußte nie, ob ein Zauber so wirkte, wie sie es wollte oder nicht. Doch auf die Wächterin eines Portals muss sich Apulsa verlassen können. Deshalb wird sie nun von ihrem Onkel Kartäuser begleitet, der an dem Unglück Schuld gewesen war.

Allerdings ist Onkel Kartäuser eigentlich ein Kater, der nur in Apulsa menschliche Gestalt annehmen kann. Somit ist er Trulla nicht unbedingt eine große Hilfe.

Zum Glück freundete sie sich rasch mit Henrike und Egbert, den Enkelkindern der Nachbarin Frieda Paulsen an.

Doch das ist eine andere Geschichte ...

 

 

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© Sabine Steinhage, Hamburg 2014